Österreicher lieben es konservativ bei der Geldanlage
Die Statistik der österreichischen Nationalbank spricht eine ganz klare Sprache. Der durchschnittliche heimische Kapitalanleger bevorzugt konservative Investments wie das Sparbuch. Nur rund 4 Prozent des gesamten privaten Finanzvermögens entfallen auf Aktien, im internationalen Vergleich ein extrem niedriger Wert.
Magere 0,11 Prozent durchschnittlichen Zinsertrag hat die Nationalbank für täglich fällige Spareinlagen im März 2018 errechnet. Der Leidensdruck auf den konservativen heimischen Anleger ist inzwischen extrem hoch. Insbesonders wenn man bei einer Steigerung der Verbraucherpreise aus dem April mit 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr den Kaufkraftverlust der Spareinlage mitberücksichtigt.
Aus der Deckung und hin zu Investments mit höheren Ertragschancen lassen sich viele Sparbuchsparer oft aber nur mit dem Versprechen einer Kapitalgarantie locken. In Zeiten niedriger Zinsen sind derartige Garantien allerdings extrem dünn gesät. Ökonomisch betrachtet sollte bei langfristigen konservativen Investments ein Garantieversprechen aber ohnehin nicht notwendig sein.
Garantieprodukte nähren sich aus Zinserträgen
Bei den meisten Garantieveranlagungen erfolgt im Hintergrund eine Aufteilung in ein größtenteils konservatives sowie in ein dynamisches Investment. Sehr vereinfacht ohne Produktkosten und Steuern folgendes Rechenbeispiel hierzu:
Ein amerikanischer Anleger investiert 10.000 US-Dollar in ein Garantieprodukt mit 10-jähriger Laufzeit. Mit Ablauf des Investments werden ihm also mindestens 10.000 US-Dollar versprochen.
Der Produktanbieter investiert nun 8.000 US-Dollar in eine amerikanische Staatsanleihe mit 10-jähriger Laufzeit und erhält dafür aktuell 3,11 Prozent an jährlichen Zinsen. Das macht jedes Jahr 249 US-Dollar an fixen Zinserträgen. Über 10 Jahre somit 249 US-Dollar mal 10 = 2.490 US-Dollar. Nach 10 Jahren läuft auch die Anleihe ab und das einbezahlte Kapital in Höhe von 8.000 US-Dollar wird ebenfalls rückbezahlt. Somit stehen inklusive Zinsen 10.490 US-Dollar zur Verfügung. Die garantierte Summe von 10.000 US-Dollar kann somit gedeckt werden.
Risiko für den Anleger wäre ein höchst unwahrscheinlicher Staatsbankrott der USA, in diesem Fall würde die Garantiekonstruktion zusammenbrechen.
Mit 2.000 US-Dollar (Differenz von den im Rahmen der Garantie sehr sicher veranlagten 8.000 US-Dollar auf das Gesamtveranlagungskapital von 10.000 US-Dollar) kann das Produktmanagement nun in dynamischen Veranlagungen, wie Aktien, versuchen, angemessene Erträge für den Investor zu erwirtschaften. Selbst bei einem sehr unwahrscheinlichen Totalverlust dieses dynamischen Anlageteils wäre die Kapitalgarantie weiterhin aufrecht.
Wozu eine Garantie?
Würde der Anleger um die gesamten 10.000 US-Dollar nur diese amerikanische Staatsanleihe mit 3,11 Prozent Zinsen kaufen, wäre sein jährlicher Ertrag bei 311 US-Dollar. Über 10 Jahre kämen zu den 10.000 US-Dollar insgesamt 3.110 US-Dollar an Zinsen hinzu, macht zusammen 13.110 US-Dollar. Jetzt noch eine Kapitalgarantie auf dieses Wertpapier des amerikanischen Staates oben drauf zu packen wäre wohl schon sehr übervorsichtig.
Eine Kapitalgarantie ist letztendlich nichts anderes als eine Versicherung gegen einen Wertverlust. Und dafür ist natürlich auch eine Prämie zu bezahlen bzw. fallen Kosten dafür an.
Das Zinsniveau in Europa – insbesonders bei Anleihen zahlungskräftiger Staaten wie Deutschland oder Österreich – ist im Gegensatz zu den USA deutlich tiefer. Mit derartigen Anleihen Garantien darzustellen würde keine vernünftige Kosten/Nutzenrelation bringen.
Langfristige, konservative Veranlagungen mit breiter Streuung auf Anleihen und zumindest einem kleinen Aktienanteil sollten ökonomisch betrachtet weitestgehend ohne Garantieversprechen auskommen.
Tipp – Vermögen breit streuen
Wenngleich sich auch der Kapitalsaldo beim klassischen Sparbuch nicht nach unten bewegt und somit eine Kapitalgarantie besteht, verliert der extrem konservative Sparer trotzdem Monat für Monat Geld. Die Inflationsrate beträgt derzeit ein Vielfaches der Sparbuchzinsen, damit ist der Kaufkraftverlust garantiert.
Mit einer Veranlagung über Investmentfonds kann mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Wertpapieren eine sehr breite Risiko- und Ertragsstreuung vorgenommen werden. Wenn dabei der Großteil der Erträge aus laufenden Zinseinnahmen kommt, scheint speziell bei längerem Veranlagungshorizont eine Kapitalgarantie verzichtbar.
Sehr gerne beraten wir Sie zu Alternativen zum Sparbuch, die ihren persönlichen Vorstellungen nach Ertrag und Wertschwankungen entsprechen.
(Datenquelle: ÖNB)
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