ARGE MED-Newsletter 12/2020
Arbeiten Ärzte im Lockdown plötzlich schlechter?
Der enorme Anstieg an Haftungsfällen innerhalb der letzten Monate impliziert eine dramatische Schlussfolgerung: Sinkt die Behandlungsqualität der österreichischen Ärzte während der Pandemie? Oder gibt es andere Gründe für die plötzliche Häufung?
Ihre Versicherungsexperten der ARGE MED hatten in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Unter anderem, weil die Anzahl der Fälle, in denen Patienten Forderungen gegen die von uns betreuten Arztklienten erhoben hatten, sprunghaft angestiegen ist.
Ein solcher forderungsgebeutelter Arzt-Klient etwa erhielt zuletzt gar 4 neue Patientenforderungen in ebensovielen Wochen. Die Vorwürfe reichten von fehlender oder falscher Aufklärung bis hin zur Überbehandlung. Davor hatte er 20 Jahre lang keinen einzigen Vorfall.
Was war passiert? War und ist eine aktuelle Überforderung schuld? Sinkt die Qualität wirklich?
Die klare Antwort: NEIN!
Denn bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die beanstandeten Behandlungen oft Monate und teilweise Jahre zurückliegen, in einzelnen Fällen kurz vor der Verjährung stehen. Die plötzliche Häufung der Klagen hat andere Gründe:
Vielfach haben Patienten im Lock-down lediglich die Zeit gefunden, die entsprechenden Unterlagen für die Rechtsanwälte aufzubereiten. Und in der Privatmedizin sind oft auch wirtschaftliche Sorgen ein Grund für manche, Wege zu suchen, Honorare nicht zu bezahlen bzw. ein bereits bezahltes Honorar wieder zurückzufordern. Für diese Interpretation spricht, dass der Anstieg ganz signifikant in Fachrichtungen mit hohem Privatmedizin-Anteil zu verorten ist.
Ein neuer Trend?
Ob die signifikant angestiegen „Fallzahl“ der Haftungsfälle mit dem Abflauen des Infektionsgeschehens auch wieder sinkt, wird sich weisen. Womöglich zeichnet sich hier aber ein neuer Trend ab und die Häufigkeit solcher Klagen nähert sich dem Durchschnitt anderer Branchen an. Denn bisher war die Ärzte- und Zahnärzteschaft immer signifikant bessergestellt, was vor allem auch der häufig schnellen und kostengünstigen Lösung über die Schlichtungsstellen und unserer raschen Bearbeitung von Arzt-Haftpflichtschadenfällen geschuldet war. Die weitere Entwicklung wird zu beobachten sein.
Versicherungsschutz ändert sich nicht von selbst
Die Spezial-Berater und -Mitarbeiter in den ARGE MED-Kanzleien bearbeiten daher während der Pandemie nicht nur umfangreich die Versicherungsfälle aus der naheliegenden „BUfT“, also Unterbrechungsfälle wegen Quarantänen oder tatsächlicher eigener Erkrankung. Auch die Bearbeitung solcher Schadenersatzforderungen gegen Ärzte und Zahnärzte hat uns mit der jeweiligen Haftpflichtversicherung zuletzt erheblich beschäftigt.
Jedenfalls sollten Ihre Berufsabsicherungen in dieser Situation am neuesten Stand sein! Wenn Sie Anpassungsbedarf sehen oder sich Umstände geändert haben, kontaktieren Sie daher dazu Ihren ARGE MED-Berater.
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